Sonntag, 31. Januar 2010

Und bist du nicht willig, dann brauch ich Gewalt!

Ich war noch nie besonders leicht für Sachen zu motivieren, die mir keinen Spass machen. Ich habe einfach nicht dieses besondere Gen, was mir sagt, dass die manche Dinge einfach getan werden müssen (wie zum Beispiel Hausaufgaben in einem Thema, das ich einfach schon konnte). Trotzdem wurde ich immer bestraft, wenn ich eben jene Hausaufgaben nicht vorweisen konnte. Seither habe ich immer an diesem System gezweifelt, das Belohnung auf Fleiss setzt und nicht auf die im Endeffekt gezeigte Leistung ansich. Jedoch stellte sich mir immer die Frage: Was motiviert Menschen eigentlich?


Die Frage lässt sich ganz einfach beantworten: die Belohnung. Und doch ist diese Frage weitaus schwieriger zu verstehen, denn die Belohnung ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Während einige Menschen den Spaß in der Vordergrund stellen, gibt es Andere, die allein schon von der Tatsache die Aufgabe geschafft zu haben angespornt werden. Dabei kann man wohl in 2 verschiedene Arten unterteilen: materielle und emotionale Belohnung.


Die materielle Belohung ist am einfachsten zu betrachten. Wenn der Grad der Belohnung stimmt, dann wird die Aufgabe erfüllt und sobald die Belohnung nicht angemessen erscheint, wird gestreikt. Hier gibt es ein sehr interessantes Phänomen, denn Menschen neigen dazu immer das Ultimative als Belohnung anzunehmen. Dies lässt sich wieder am einfachsten auf einen Glücksspielautomaten zurückführen. Es hat sich herausgestellt, dass sich Menschen unheimlich gut motivieren lassen, wenn die Belohung unberechenbar und unkonstant ist. Beim Glücksspielautomaten gewinnt ein Mensch auf einmal eine große Stange Geld und das zu einem völlig zufälligen Zeitpunkt. Dieses Vorgehen haben Wissenschaftler in einer Studie untersucht und festgestellt, dass Menschen extrem viel mehr leisten, wenn sie sehen, was man überhaupt gewinnen kann - in dem Fall eine große Bonuszahlung an einen Mitarbeiter - und aber nicht wussten, wodurch diese Belohnung überhaupt berechtigt war. Genau deswegen steht an vielen Auszahlungen immer "bis zu xxx Euro", weil allein die Möglichkeit den Hauptpreis zu gewinnen Motivation genug ist, ganz egal wie wahrscheinlich das überhaupt ist. Lotto ist da wunderschönes Beispiel. Nebenbei bemerkt ist daran auch sehr toll zu erkennen, dass Menschen sehr kleine Wahrscheinlichkeiten nicht wirklich einschätzen können und auch im absolut unrealistischsten Fall daran glauben, dass sie genau der Mensch von den 130 Millionen sein werden, der den Lotto-Jackpot gewinnt.


Die viel interessantere Motivation, von meiner Seite aus, ist aber die emotionale. Diese strahlt sich in so viele Facetten wieder, es gibt kaum einen Monat, indem ich nicht wieder eine neue entdecke. Die Klassiker sind vor allem Anerkennung und Bewunderung. Etwas geschafft zu haben, besonders wenn es sehr gut gemacht wurde oder wenn man einer der Wenigen ist, der es geschafft hat, verschafft Ansehen und Respekt. Gerade in unserer erfolgs- und ansehensorientierten Gesellschaft ist das der treibende Faktor Nummer 1. Das ist der Grund, warum in so vielen Bereichen (wie in der Arbeit oder selbst in Spielen durch Trophäen) Belohnugssysteme eingeführt werden - es ist einfach großartig behaupten zu können, dass man der Beste war. Ob das die Familie oder die Freunde auch so sehen, wenn man diese dadurch stark vernachlässigt, ist eine andere Frage.


Ich will nicht alles schwarzmalen, ein Großteil der Motivation ist natürlich auch Spaß. Spaß daran, dass man selbst Freude hat (wie zum Beispiel ein freier Abend, den man sich hart erarbeitet hat) aber auch Spaß daran, dass andere Menschen Freude haben (wie ein gut geplanter Geburstag). Meine absolute Lieblingsmotivation ist das schlechte Gewissen. Man tut etwas, weil man weiß, dass man sich sonst vor sich selbst oder vor andere Leuten rechtfertigen muss und es ist unglaublich, wie anspornend sowas sein kann. Wie gesagt, es gibt noch viele weitere Motivationen: Angst, Lust, Hoffung, Schuld, Glaube und so weiter. Und jede einzelne sagt etwas über einen Menschen aus.


Das Spannende ist, dass man dadruch sehr schnell einen Menschen einschätzen kann, wenn man erkennt, was seine Motivationen sind. Es ist auch sehr praktisch zu wissen, was die eigenene Motivationen sind, weil man dann gezielt besser arbeiten kann (siehe Flowzustand - vor ein paar Wochen) und, was noch viel wichtiger ist, schützt es einen vor anderen Menschen. Ihr glaubt gar nicht, wie einfach es ist andere Menschen zu beeinflussen und zu manipulieren, wenn man einfach nur deren Motivationen kennt. Besonders einfach funktioniert es bei Stolz und - wie gesagt - bei dem schlechten Gewissen. Gegen jemanden, der sehr ergeizig und stolz ist, kann man praktisch alles in ein Spiel verwandeln und auf einmal wird etwas belangloses oder sogar etwas, das man eigentlich gar nicht gemacht hätte, zu einem Kampf um den Sieg. Dumm nur, wenn man durch den Sieg eigentlich der Verlierer ist. Praktisch genauso funktioniert es mit dem schlechten Gewissen. Es reicht eine kleine gekonnte Anspielung darauf (die natürlich rein zufällig und völlig zusammenhangslos ist) und das schlechte Gewissen läuft zu Hochleistungen auf. Dabei bekommt man nur nicht mit, dass man eigentlich schon für seine schlechte Taten bezahlt. Und das immer und immer wieder.




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