Donnerstag, 29. April 2010

The next generation

Ich weiß, dass unsere Zeit schnelllebig ist. Ich weiß, dass es mit der Zeit immer mehr Anstrengung brauch um immer up-to-date zu bleiben, einfach weil sich die lebenswichtigen Bereiche so schnell erweitern. Damit meine ich nicht umbedingt lebensnotwendige Sachen, wie essen oder schlafen, sondern die sozialen Notwendigkeiten. Heutzutage wird es immer und immer wichtiger, dass man auf Facebook und co erreichbar ist und es ist viel weitreichender als die Einführung des Handys damals. Denn wer nicht angemeldet ist wird nicht nur nicht beachtet, sondern bekommt auch nicht mit was über einen veröffentlich wird. Das Motto ist ganz einfach: wer nicht mit der Zeit geht, geht mir der Zeit.


Was mir nicht bewusst war ist, dass sich in unserer Gesellschaft etwas sehr drastisch verändert hat. Versetzen wir uns mal 100 Jahre in die Vergangenheit zurück: Kinder werden von ihren Eltern erzogen. Dabei kann man eine Erziehung in zwei Bereiche unterteilen: die materielle und die soziale Erziehung. In der sozialen Erziehung hat sich heute wohl nicht so viel verändert. Die Eltern versuchen nach ihrem eigenen Werteermessen bestimmte Richtlinien und Verhaltensweisen vorzugeben. Was sich aber drastisch geändert hat ist die materielle Erziehung.


Früher konnten die Eltern ihren Kindern alles beibringen, was sie zum überleben brauchten. In der Tat konnten es sogar die Großeltern. Mädchen mussten Stricken lernen, Kochen oder wie der Haushalt gepflegt wird und Jungs lernten das Handwerk. Kinder mussten sich praktisch nie etwas selbst beibringen, weil es immer jemanden in der Familie gab, der es ihnen beibringen konnte.


Blicken wir nun in unsere heutige Zeit - gerade mal 100 Jahre später. Dieser Fakt hat sich komplett gedreht, denn heute lernen die Eltern und gerade die Großeltern von den Kindern und Enkeln wie sie sich durch das Leben kämpfen können. Die Öffnungszeiten des Standardtanzkurses steht doch im Internet (natürlich gezwungen um Konkurenzfähig zu sein), man muss nur Google befragen. Dumm nur, dass Google nicht in den Gelben Seiten steht. Man brauch dazu einen Router. Fragt mal eure Großeltern was Facebook ist, oder Twitter oder W-LAN. Wundert euch nicht, wenn sie denken, dass ihr vom Teufel besessen seit. Wir sind in einer Zeit angekommen, in der die Kinder die materielle Erziehung übernehmen müssen.


Heute ist es nicht mehr ungewöhnlich, dass Eltern versuchen auf dem aktuellen Stand zu bleiben, aber die Vergangenheit gibt einen klaren Trend vor: irgendwann werden wir von der Technik überrollt und dürfen unsere "Kleinen" um Rat fragen. Und es wird wohl nicht gerade langsamer. Ich behaupte, dass das Alter in dem es notwendig wird sich von den Jüngeren erziehen zu lassen immer weiter schrumpfen wird. Es wird allgegenwärtig sein: wer nicht mit der Zeit geht, geht mir der Zeit. Und die Zeit gibt vor, dass die jungen Leute die materielle Erziehung übernehmen.

Samstag, 6. Februar 2010

Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich?

Es ist nicht lange her, da starben viele viele Menschen durch ein Erdbeben in Haiti. Unzählige mehr verloren ihr Haus, ihr Hab und Gut, einfach alles, um ein normales Leben zu führen. Seitdem gibt es dort keine einfache Wasserversorgung mehr und die Lage ist sogar so brenzlich, dass um Nahrungsvorräte mit dem Leben gekämpft werden muss. Solche Katastrophen passieren leider immer wieder, wie der Tsunami vor ein paar Jahren oder wie die Flut 2002.


Ich hasse es immer und immer wieder die Nachrichtenberichte darüber zu sehen. Die weinenden und schreienden Menschen. Diese malerischen Bilder, die mir das Leid vieler Menschen mit ekelhafter Genauigkeit zeigen. In der Tat gucke ich deutlich weniger Nachrichten, wenn solche Katastrophen aktuell sind. Ich versuche sie einfach zu ignorieren, denn sie machen mich traurig. Wenn ich mir dann doch diese Bilder ansehe, dann stellen sich mir immer sofort folgende Fragen: Ist es möglich fröhlich zu sein in unserer Welt? Ist es ethisch vertretbar? Gibt es Anforderungen, die man an sich selbst stellen muss, damit es möglich ist?


Die Frage ist leider berechtigter, als sie im ersten Moment erscheinen mag. Es gibt Menschen in Afrika, die verhungern. Kleine Kinder, die schon früh an Krebs sterben müssen und unschuldige Menschen, die aus völlig unerfindlichen Gründen ermordert werden. Jedes einzelne Mal fühle ich mich dabei glücklich, dass es mir nicht so ergeht. Es ist genau jeder Gedanke, der mich immer wieder bei Laune hält, auch wenn ich mich besonders schlecht fühle. In meinem Job als Pokerspieler gibt es Situationen, bei denen man enorme Niederlagen kassieren muss und jedes mal, wenn das passiert, dann denke ich an meine großartigen Eltern, meine fantastischen Freunde und an das außergewöhnliche Glück, dass ich überhaupt die Möglichkeit hab ich zu sein.


Nehmen wir mal einen Arzt. Ich bewundere jeden einzelnen Arzt, der im Krankenhaus arbeitet, denn Tag für Tag sehen sie Leute sterben und wenn es ganz schlimm kommt, dann sogar durch ihr Verschulden. Sie können nicht immer richtig liegen und trotzdem müssen sie in der Lage sein damit umgehen zu können, wenn durch ihr Einwirken einige Menschen sterben werden. Wenn man dann aber betrachtet, wieviele Menschen durch jeden einzelnen Arzt gerettet werden, ist das ansich nicht mehr betrachtenswert. Und genauso sehe ich das auch mit meinem Leben. Ich weiß, dass ich viel mehr Gutes in diese Welt bringe, als ich jemals Schlechtes zufügen könnte und das macht es einfach für mich in dieser Welt zu leben. Ich habe für Haiti gespendet, weil ich es eine Schande finde in meiner Position nichts für diese Menschen zu tun, jedoch kann ich es nicht für alles und jeden tun. Aber ich bin froh, dass ich etwas tun kann. Ich gebe zu, dass ich es natürlich auch mache, um mich selbst etwas besser zu fühlen, aber ich finde, dass jeder das Recht dazu hat sich selbst gut zu fühlen, wenn man etwas Gutes getan hat.


Wie gesagt, ich kann die Welt nicht allein verbessern. Ich werde nicht in die Politik gehen oder auf der Straße mit Steinen demonstrieren, ich versuche die Welt durch meine eigene, positive Art zu verbessern. Ich bin mir hundert-prozentig sicher, dass diese Welt viel viel besser wäre, wenn sie nur aus Menschen, wie mir bestehen würde. Dabei bin ich sicherlich nicht großartig und ich gebe zu, dass ich mehr tun könnte, aber ich bin wirklich glücklich mit dem Umfang meines Beitrages an diese Welt und logischer Weise bin ich damit auch selbst glücklich.


Dabei vertrete ich natürlich nicht nur diese Weichspüleransicht, dass es allen einfach gut gehen sollte. Was mich zum Beispiel richtig wütend macht, sind die zahllosen Hartz 4 empfänger, die problemlos auf Staatskosten leben können oder die ganzen obdachlosen Drogenjunkies, die jeden verdammten Tag in der S-Bahn um Euros betteln. Ich weiß, dass ein kleiner Teil von denen leider unverschuldet in diese Position gekommen sind, aber 95 % haben es einfach verdient. Es ist überhaupt nicht schwer in unserer Gesellschaft mit ein bisschen Hingabe einen guten Job zu finden, der einen problemlos durch das Leben führen wird. Deswegen gebe ich Obdachlosen gerne etwas, wenn ich sehe, dass sie es wirklich verdienen. Die Motz verkaufen kann jeder. Einer alten Dame den Einkaufswagen zu holen, weil sie nicht so gut über das Eis gehen kann verdient meine 5 Euro ohne Frage.


Ich liebe ja diesen Satz: Was du nicht willst was man dir tue, das füg auch keinem Anderen zu. Es ist ein so einfaches Lebensmotto, aber es ist so verdammt schwer umzusetzen, weil es immer mindestens einen kleinen Teil von natürlichen Egoismus gibt, der ganz intuitiv unsere Handlungen beeinflusst. Bei Manchen ist dieser Teil leider viel zu groß, aber diese Menschen dürfen sich dann auch gerne mit mehr Leuten ihrer Sorte umgeben. Jedoch ich kann in den wichtigen Entscheidungen genau nach meinen Werten abwägen und somit liegt auch meine Handlung in diesem Rahmen. Es gilt für mich, wie ich es beim letzten Eintrag schon erwähnt habe: solange ich mich vor mir selbst rechtfertigen kann ist alles perfekt und somit habe ich auch keine Probleme damit, mich in dieser Welt fröhlich zu fühlen.


Es zählen nicht immer die großen Taten, die die Welt sofort besser machen. Es sind die kleinen stetigen Gesten, wie ein bisschen Aufmerksamkeit für jemanden, der gerade etwas Zuneigung braucht, ein bisschen Unterstützung für jemanden, der gerade etwas Hilfe brauch oder einfach nur ein ehrliches Lächeln, denn öfter, als man denkt, lächelt die Welt zurück.

Sonntag, 31. Januar 2010

Und bist du nicht willig, dann brauch ich Gewalt!

Ich war noch nie besonders leicht für Sachen zu motivieren, die mir keinen Spass machen. Ich habe einfach nicht dieses besondere Gen, was mir sagt, dass die manche Dinge einfach getan werden müssen (wie zum Beispiel Hausaufgaben in einem Thema, das ich einfach schon konnte). Trotzdem wurde ich immer bestraft, wenn ich eben jene Hausaufgaben nicht vorweisen konnte. Seither habe ich immer an diesem System gezweifelt, das Belohnung auf Fleiss setzt und nicht auf die im Endeffekt gezeigte Leistung ansich. Jedoch stellte sich mir immer die Frage: Was motiviert Menschen eigentlich?


Die Frage lässt sich ganz einfach beantworten: die Belohnung. Und doch ist diese Frage weitaus schwieriger zu verstehen, denn die Belohnung ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Während einige Menschen den Spaß in der Vordergrund stellen, gibt es Andere, die allein schon von der Tatsache die Aufgabe geschafft zu haben angespornt werden. Dabei kann man wohl in 2 verschiedene Arten unterteilen: materielle und emotionale Belohnung.


Die materielle Belohung ist am einfachsten zu betrachten. Wenn der Grad der Belohnung stimmt, dann wird die Aufgabe erfüllt und sobald die Belohnung nicht angemessen erscheint, wird gestreikt. Hier gibt es ein sehr interessantes Phänomen, denn Menschen neigen dazu immer das Ultimative als Belohnung anzunehmen. Dies lässt sich wieder am einfachsten auf einen Glücksspielautomaten zurückführen. Es hat sich herausgestellt, dass sich Menschen unheimlich gut motivieren lassen, wenn die Belohung unberechenbar und unkonstant ist. Beim Glücksspielautomaten gewinnt ein Mensch auf einmal eine große Stange Geld und das zu einem völlig zufälligen Zeitpunkt. Dieses Vorgehen haben Wissenschaftler in einer Studie untersucht und festgestellt, dass Menschen extrem viel mehr leisten, wenn sie sehen, was man überhaupt gewinnen kann - in dem Fall eine große Bonuszahlung an einen Mitarbeiter - und aber nicht wussten, wodurch diese Belohnung überhaupt berechtigt war. Genau deswegen steht an vielen Auszahlungen immer "bis zu xxx Euro", weil allein die Möglichkeit den Hauptpreis zu gewinnen Motivation genug ist, ganz egal wie wahrscheinlich das überhaupt ist. Lotto ist da wunderschönes Beispiel. Nebenbei bemerkt ist daran auch sehr toll zu erkennen, dass Menschen sehr kleine Wahrscheinlichkeiten nicht wirklich einschätzen können und auch im absolut unrealistischsten Fall daran glauben, dass sie genau der Mensch von den 130 Millionen sein werden, der den Lotto-Jackpot gewinnt.


Die viel interessantere Motivation, von meiner Seite aus, ist aber die emotionale. Diese strahlt sich in so viele Facetten wieder, es gibt kaum einen Monat, indem ich nicht wieder eine neue entdecke. Die Klassiker sind vor allem Anerkennung und Bewunderung. Etwas geschafft zu haben, besonders wenn es sehr gut gemacht wurde oder wenn man einer der Wenigen ist, der es geschafft hat, verschafft Ansehen und Respekt. Gerade in unserer erfolgs- und ansehensorientierten Gesellschaft ist das der treibende Faktor Nummer 1. Das ist der Grund, warum in so vielen Bereichen (wie in der Arbeit oder selbst in Spielen durch Trophäen) Belohnugssysteme eingeführt werden - es ist einfach großartig behaupten zu können, dass man der Beste war. Ob das die Familie oder die Freunde auch so sehen, wenn man diese dadurch stark vernachlässigt, ist eine andere Frage.


Ich will nicht alles schwarzmalen, ein Großteil der Motivation ist natürlich auch Spaß. Spaß daran, dass man selbst Freude hat (wie zum Beispiel ein freier Abend, den man sich hart erarbeitet hat) aber auch Spaß daran, dass andere Menschen Freude haben (wie ein gut geplanter Geburstag). Meine absolute Lieblingsmotivation ist das schlechte Gewissen. Man tut etwas, weil man weiß, dass man sich sonst vor sich selbst oder vor andere Leuten rechtfertigen muss und es ist unglaublich, wie anspornend sowas sein kann. Wie gesagt, es gibt noch viele weitere Motivationen: Angst, Lust, Hoffung, Schuld, Glaube und so weiter. Und jede einzelne sagt etwas über einen Menschen aus.


Das Spannende ist, dass man dadruch sehr schnell einen Menschen einschätzen kann, wenn man erkennt, was seine Motivationen sind. Es ist auch sehr praktisch zu wissen, was die eigenene Motivationen sind, weil man dann gezielt besser arbeiten kann (siehe Flowzustand - vor ein paar Wochen) und, was noch viel wichtiger ist, schützt es einen vor anderen Menschen. Ihr glaubt gar nicht, wie einfach es ist andere Menschen zu beeinflussen und zu manipulieren, wenn man einfach nur deren Motivationen kennt. Besonders einfach funktioniert es bei Stolz und - wie gesagt - bei dem schlechten Gewissen. Gegen jemanden, der sehr ergeizig und stolz ist, kann man praktisch alles in ein Spiel verwandeln und auf einmal wird etwas belangloses oder sogar etwas, das man eigentlich gar nicht gemacht hätte, zu einem Kampf um den Sieg. Dumm nur, wenn man durch den Sieg eigentlich der Verlierer ist. Praktisch genauso funktioniert es mit dem schlechten Gewissen. Es reicht eine kleine gekonnte Anspielung darauf (die natürlich rein zufällig und völlig zusammenhangslos ist) und das schlechte Gewissen läuft zu Hochleistungen auf. Dabei bekommt man nur nicht mit, dass man eigentlich schon für seine schlechte Taten bezahlt. Und das immer und immer wieder.




Sonntag, 24. Januar 2010

Große Erwartungen

Ein Freund von mir ist unglaublich unzuverlässig. Wenn wir uns verabreden, dann habe ich schon Glück, wenn es nur ein paar Minuten Verspätung sind, weil es auch durchaus nicht unwahrscheinlich ist, dass er einfach nicht kommt. Nach einer Weile habe ich gelernt ihn nicht so ernst zu nehmen und damit war die Sache geregelt. Ich musste mich auf nichts verlassen und er musste nichts erfüllen. Dann haben wir irgendwann darüber geredet, weil er sich fragte, warum wir uns nicht mehr so regelmäßig sehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Lust habe mich auf ihn zu verlassen, um dann verlassen zu sein. Sichtlich bedrückt hat er sich entschuldigt und versprach Besserung. Wir haben uns für ein paar Tage später verabredet - er hat es wieder vergessen. Diesmal jedoch tat es richtig weh. Wieso? Weil ich diesmal erwartet habe, dass es funktionieren wird.


Der Mensch versuch sein Leben so einfach wie möglich zu gestalten. Deswegen suchen wir nach Mustern im Alltag um Regelmäßigkeiten zu entdecken und diese auszunutzen. Deswegen kategorisieren wir unsere Welt um Dinge schneller einzuordnen und zu entscheiden. Und deswegen schätzen wir unsere Welt ab, wie sie sich verhalten wird. Das hilft uns die Komplexität der Umwelt, auf einen kleinen für uns verständlichen Term zu reduzieren, mit dem man dann einfacher umgehen und arbeiten kann.


Durch unsere Abschätzungen bilden wir Erwartungen und handeln danach. Immer wenn wir einen neuen Gegenstand benutzen oder einen neuen Menschen kennenlernen oder eine bisher unbekannte Aufgabe erfüllen müssen, bilden wir ein mentales Modell aus der neuen Situation und auf Grundlage dieses Modells handeln wir in der Zukunft. Deshalb heißt es auch, dass die ersten Sekunden einer neuen Bekanntschaft unglaublich wichtig sind, weil es sehr schwer ist ein schon gebildetes mentales Modell wieder umzustürzen.


Das wirklich interessante an der ganze Sache ist, dass Erwartungen auch gleichzeitig Emotionen in die Situation legen auch wenn man eigentlich gar nicht involviert sein will. Dadurch, dass wir erwarten erzeugen wir auch Vertrauen. Einerseits Vertrauen in uns, dass wir die Situation richtig einschätzen konnten, aber auch Vertrauen in andere Personen, wenn wir aufgrund derer Verhalten oder Aussagen Erwartungen setzen. Damit folgt leider auch eine große Verletzlichkeit, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden.


Ich setze zum Beispiel großes Vertrauen in meine Beobachtungsgabe und den damit verbundenen Erwartungen. Ich glaube in meine Menschenkenntnis und das erlaubt es mir sehr offen und direkt mit anderen Menschen umzugehen zu können. Leider macht es einen auch sehr leicht verletzbar und das ist für leicht erschütterbare Menschen nicht zu empfehlen. Zu wenig Erwartungen jedoch führen zwar zu einem einfacheren Leben, aber man erlebt nie die schönen Schwankungen des Lebens.


Die Frage ist dann aber: Wieviele Erwartungen sollte man an andere Menschen haben. Ganz ehrlich - ich weiß es nicht. Die meisten Erwartungen werden, meiner Meinung nach, eh unterbewusst gesetzt und hängen direkt von den eigenen Wertvorstellungen und der eigenen Vergangeheit ab. Falls jemand je tolle Einstellung dazu hat, ich bin für jeden Hinweis dankbar.

Sonntag, 17. Januar 2010

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

Es ist schon erstaunlich, wie oft und regelmäßig in dieser Welt die Wahrheit etwas verdreht wird. Eine Studie behauptet sogar, dass wir mit weit mehr als 200 Lügen ab Tag interagieren - entweder weil wir selbst lügen oder weil wir angelogen werden [Stiegnitz]. Und obwohl die meisten Lügen völlig harmlos sind, stellt sich mir sofort die Frage: Warum lügen wir überhaupt so viel?


Lügen ist extrem anstregend für den Körper. Die Schweißproduktion wird enorm erhöht. Die Gehirnaktivitäten steigen ins unendliche und unsere Gesichtsausdrücke entwickeln ihr Eigenleben. Deswegen ist es uns sehr unangenehm jemanden direkt ins Gesicht zu lügen, vor allem wenn wir es nicht regelmäßig betreiben. Genau deswegen lügen wir auch so viel häufiger am Telefon. Lustiger Weise haben Forscher rausgefunden, dass per E-Mail signifikant viel weniger gelogen wird, weil die Geschichte schwarz auf weiss dokumentiert wird und somit einfacher zu belegen ist. Beim Gespräch kann man sich im Notfall immernoch auf ein Missverständnis herausdrücken und große Künstler schieben es auf das Gedächnis des Anderen. Dabei steigt er Erfolg mit der Anzahl der Versuche. Denn beim Lügen gilt die non plus ultra Regel: Übung macht den Meister.


Wenn ihr mal das Gefühl habt, dass euch jemand anlügt, den ihr noch nicht so lange kennt, und diese Person nicht besonders selbstbewusst erscheint, dann sagt dieser Person direkt ins Gesicht:"Lügst du mich an?". Am besten noch mit einem ernsten Gesicht und ihr werdet erstaunt sein, wie oft auf diese Weise euer Gegenüber praktisch einbricht und die Lüge gesteht. Das funktioniert besonders gut, wenn der Fakt um den gelogen wurde besonders irrelevant ist.


Lügen ansich ist einfach und solange man auch nicht das Gefühl hat, dass diese Lüge zum Mittelpunkt des Geschehens wird ist alles ganz entspannt. Aber sobald sich jemand ertappt fühlt, fällt es umso schwerer weiterzumachen und man gibt schnell mal auf. Das hat auch einen tollen Effekt für die Zukunft, denn diese Person wird sich beim nächsten Mal besser überlegen ob sie euch anlügt, denn ihr habt sie ja schon einmal durchschaut. Mit großer Übung schafft man die perfekte Mischung zwischen einem ernsten Blick und einer leicht spaßig klingenden Aussprache, so dass sich die andere Person zwar schon ertappt fühlt, wenn sie gelogen hat, aber es hingegen entspannt bestätigen kann, wenn es stimmt, ohne Verdacht zu schöpfen.


Die große Quizfrage ist jedoch: Warum lügen wir überhaupt? Die Fähigkeit zu lügen hängt von der Gehirnentwicklung ab, weil die wichtige Vorraussetzung fürs Lügen ist, dass man sich in andere Personen hineinversetzen kann. Deswegen können auch erst Kinder ab 4 Jahre anfangen zu flunkern, denn erst wenn wir wissen, wie andere Leute unsere Aussage bewerten macht es für uns überhaupt erst Sinn zu lügen. Und damit wird auch ganz schnell klar, warum wir eigentlich lügen.


Wie gesagt ist der Großteil völlig harmlos und dient dabei unser Ansehen bei anderen Personen zu erhöhen. Ob es eine Fähigkeit ist, die man so besonders gut kann, eine Berühmtheit, die man gesehen hat oder eine sehr erotische Person, die man verführt hat, all diese kleinen Egopuscher gibt es in allen möglichen Formen und Farben und sie dienen allein dazu bei anderen Personen mehr Ansehen zu erzeugen und damit im sozialen Rang weiter aufzusteigen. Ich kenne einige Menschen, die das regelmäßig ausüben (das Ganze kann auch zu einem Zwang werden) und sogar einer meiner richtig guten Freunde ist sich nicht zu schade für sowas. Generell hab ich nichts dagegen, solange es unsere Verbindung nicht beeinflusst und ich mich in wichtigen Sachen auf ihn verlassen kann. Trotzdem ist es natürlich schade, weil das eine gewisse Oberflächigkeit erzeugt und ich wundere mich immer wieder, denn eigentlich hat er das gar nicht nötig. Genauso wenig wie wohl die meisten Menschen auf dieser Welt, aber da redet man wohl gegen eine Wand.


Viel Spannender sind die anderen beiden Fälle, weil sie die dramatischeren Lügen erzeugen: nämlich wenn wir uns beschützen wollen und wenn wir andere Personen beschützen. Wenn jemand zu spät zur Vorlesung kommt, dann ist immer die Bahn schuld, obwohl bestimmt einfach 80% verschlafen haben oder die Verabredung, zu der man eigentlich gar nicht gehen will und sie dann - aufgrund der unendlich großen imaginären Aktenstapel auf dem nicht vorhandenen Schreibtisch in dem schon gar nicht existierenden Job - leider absagen muss. Die Intention ist sonnenklar: wir schämen uns für den wahren Grund und schützen uns durch eine höhere Macht gegen die wir leider Gotten nichts machen können.


Dagegen stehen die "guten" Lügen, nämlich die, die Andere beschützen sollen. Ein Freund von mir hatte erst neulich ein Glanzexemplar davon. Er und seine Vortragspartnerin hatten eine Präsentation abgegeben und mussten diese danach auch vortragen. Dazwischen hat er bemerkt, dass ein sehr wichtiger Teil einer Rechnung ausversehen falsch war und stand nun in folgendem Dilemma: er kann es seiner Partnerin sagen, dass es da ein nicht unerheblichen Fehler in der Präsentation gibt oder er sagt es ihr nach dem Vortrag, wenn alles gut gelaufen ist. Dumm nur, dass seine Partnerin nicht grad die selbstbewussteste ist und mit dem Wissen des Fehlers wohl viel aufgeregter wäre. Auf der anderen Seite wäre sie bestimmt sehr sauer, wenn die Dozentin nach diesem Fehler fragen würde und sie dann erkennt, dass ihr Partner das die ganze Zeit schon wusste.


Hier greift meine persönliche Ansicht auf Lügen generell. Es gibt eine klare Regel für mich: wenn ich die Intention des Anderen verstehen kann, dann ist eine Lüge für mich nicht so wichtig. Es geht um den Willen. In dem Sinne hätte ich auch überhaupt kein Problem gehabt es der Dame von oben zu verheimlichen, weil ich weiß, dass sie dann entspannter vortragen kann und ich hätte mich wohl auch genauso entschieden. Wenn ich sehen kann, dass damit etwas Gutes bezweckt werden sollte, dann ist mir die Lüge ansich total egal. Das Gleiche greift auch bei Notlügen. Wenn ich weiß, dass ich jemanden sehr verletzen würde, wenn ich eine Verabredung absage, dann kann es durchaus sein, dass ich einen Vorwand benutze, damit eben jenes nicht eintritt.


Natürlich bin ich nicht zu jeder Person komplett ehrlich. Ich habe festgestellt, dass ich je öfter Lüge je weniger ich die Person mag, weil mir die Konsequenzen einfach egal sind. Gleichzeitig ist es mir natürlich auch genauso egal, wenn mich diese Personen anlügen. Dabei sehe ich eine Lüge mehr als Konfrontationsvermeidung. Es gibt nur wenige Personen zu denen ich 100% ehrlich bin aber mir ist wichtig, dass sie genau diese Menschen mit 100% auf mich verlassen können.


Generell gilt für mich folgendes (und das gilt nicht nur fürs Lügen sondern allgemein) : Wenn ich etwas getan habe, wofür mich nicht rechtfertig will, weil ich mich dafür schäme, dann werde ich nicht lügen. Jede Aktion, die ich vor anderen Menschen und durch mein Gewissen rechtfertigen kann, die also durch eine gute Intention hervorgerufen wurde ist für mich legitim und so bewerte ich auch andere Menschen. Ich muss deren Intention zwar nicht unterstützen, aber jedoch verstehen. Sobald man sich nicht rechtfertigen kann, dann sollte man ernsthaft darüber nachdenken, was für einen Mist man gerade angerichtet hat.



Sonntag, 10. Januar 2010

Das Streben nach Glück

Wohin man in dieser Welt auch blickt, überall werden wir von Symbolen überflutet. Sei es der Talisman einer alten Dame, eine junge Frau mit einem Kreuz um den Hals oder ein kleiner Junge mit vielen Freundschaftbändern. Obwohl jedes dieser drei Objekte einen großen Wert für ihren Besitzer hat, sind es doch jeweils andere Einwirkungen. Jeder dieser Menschen schöpft Kraft aus diesen Symbolen: sei es das Vertrauen in mehr Glück, das Vertrauen durch den Glauben oder einfach nur das Vertrauen durch die besten Freunde.


Ich glaube nicht an Glück, Schicksal oder Prophezeihungen. Meine Welt ergründet sich aus Zufällen und Erwartungen. Ich weiß, dass Gegenstände uns nicht mehr Glück bringen und trotzdem besitze ich eine Glücksmünze. Diese Münze bringt mir kein Glück - sie macht mich glücklich, weil ich etwas wunderbares mit ihr verbinde und immer wenn ich sie sehe, dann erinnere ich mich an diesen tollen Moment, indem ich wirklich glücklich war. Sie verschafft mir Momentum.


Dabei ist Momentun ein Zustand innerer Zufrieden- und Überzeugtheit und verstärkt dabei enorm die Selbstsicherheit und den Glauben in die eigenen Fähigkeiten. Dabei spricht man auch vom Flow-Gefühl. Gerade unter Sportlern ist das erwünscht, weil so die eigenen Leistungsspitzen gezielt erreicht werden können. 


Im Laufe unseres Lebens kreieren wir somit einen Haufen von Dingen, die für uns einen persönlichen Wert haben. Die von uns eine ganz bestimme Bedeutung bekommen. Die für uns ein Teil unseres Charakters repräsentieren, wie eben der Talisman, das Kreuz oder das Freundschaftsband. Jeder von uns hat Fotos von geliebten Menschen und von wundervollen Situationen und sie helfen uns durch schlechte Zeiten, eben weil sie durch unsere Erinnerungen einen Wert bekommen. Das ist zum Beispiel der Grund, warum Märchenbücher, die Eltern ihren Kindern vorgelesen haben fast ausschliesslich bei den Eltern bleiben, damit sie sich an die beruhsame Zeit erinnern können, an denen sie ihre Kinder ins Bett begleitet haben.


William James sagte einmal: "people considered their possessions to be a part of their self". Wenn ich mich in meinem Zimmer umsehe, dann erkenne ich einen Gang durch mein Leben. Ich habe mir angewöhnt Erinnerungen zu kreieren von jedem Menschen, der mir wichtig ist, von jeder Reise, die mich geprägt hat von jeder Situation, die mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin. Und sei es auch so etwas banales, wie eine Münze oder ein blauer Stoffdelphin - ich kann nur empfehlen solche Symbole zu erschaffen und in Freude darauf zurückzublicken.


Bleibt noch die Frage, wie man nun eine solche Symbolik erzeugt und lustiger Weise ist die Antwort wieder: durch Symbolik. Wir belegen Dinge oder Situationen mit Werten, indem wir bestimmt Rituale oder Traditionen abhalten, wie ein Geburstag, eine Beerdigung, ein Foto schiessen oder auch nur ein Lied hören. Früher hatte ich mit ein paar Freunden einen festen Tag im Monat, an dem wir etwas essen gegangen sind. Die Tatsache, dass es "unser" Tag war hat es besonders gemacht. Meine Mutter sammelt Glocken aus jeder Stadt in der sie war und immer wenn sie ihre Glocken putzt, dann erinnert sie sich an diese Städte und an die damit verbundenen Momente. 


Es ist so einfach durch kleine Sachen eine so lang anhaltende positive Wirkung zu erzeugen und viele Menschen verpassen diese Gelegenheiten und vergessen dadurch so wichtige Teile ihres Lebens: einen Tag an dem man besonders glücklich war, eine Situation, die einen bis zum Kopf mit Freude erfüllte oder sogar einen sehr guten Freund, den man leider lange nicht mehr gesehen hat.

Sonntag, 3. Januar 2010

Die Qual der Wahl

Eine Entscheidung selbst treffen zu dürfen ist ein großes Previleg. In der Tat jedoch überlegen wir in 99% der Fälle nicht genauer darüber nach, sondern handeln nach unseren Intuitionen. Meistens ist das auch vollkommen ausreichend. Esse ich heute Pizza oder doch nur einen Salat? Gucke ich lieber Titanic oder doch Saw. Sollte ich heute doch noch weggehen obwohl ich morgen früh aufstehen muss? Merkwürdiger Weise gibt es viele Menschen, die auch damit schon ein Problem haben.


Ich habe bei sowas nie Probleme. In meinem Kopf spielt sich in Millisekunden intutiv ein Argumentationsweg ab, der mir eine zielsichere Abwägung gibt. Ich habe es nie anders gelernt. Meine Mutter hat mich oft vor Entscheidungen gestellt und selbst bei meiner Arbeit muss ich jede Sekunde eine neue Entscheidung fällen. Im Sinn funktioniert das ganz einfach: man überlegt sich die Vor- und Nachteile und wählt den Weg, der das bessere Ergebnis verspricht. Dabei übernehme ich auch gerne Entscheidungen: zum Beispiel zu welcher Bar man gerade geht oder welches Spiel man gerade spielen will. Meine großen Helden sind immer die Leute, die keine Entscheidung fällen wollten aber zu jeder mögliche Alternative, die man ihnen vorschlägt, eine spontane Ablehnung haben.


Ein Freund hat mir eine sehr schöne Methode gezeigt, die einem bei solchen Entscheidungen schnell weiterhelfen kann. Ich konnte mich nicht zwischen zwei Alternativen entscheiden, da ich beide als gleich gut empfand. Also hat mein Freund mir eine Münze angeboten, welche den Fall für mich klären sollte. Die Münze fiel und hinterließ in mir ein starkes Gefühl der Neugier die Münze nochmal zu werfen, als ob ich mich wundern würde, ob sie nochmals das Gleiche anzeigt. Ich nahm die Münze in die Hand und bewunderte sie für einen kurzen Augenblick. Dabei sagte mein Freund: "Du hast das Verlangen die Münze nochmal zu werfen, stimmts? Dann willst du wohl das Andere". Genau das tat ich auch und war vollkommen zufrieden damit.


Dennoch werden Entscheidungen unendlich viel komplizierter, wenn es um Emotionen und Gefühle geht. Auf einmal verschwindet dieser komplett rationale Teil und alle möglichen Ausgänge verschwimmen in einem einzigen großen Teich voller Unklarheit. Selbst die einfachsten Entscheidungen mutieren zu einem unüberwindbaren Stillstand. Aber warum fällt es uns so schwer?


Einerseits spielt die Komplexität eine große Rolle. Der Mensch ist dazu geboren Muster zu erkennen, Symbole zu deuten und blitzschnell die nahe Zukunft abzuschätzen um darauf reagieren zu können. In einem Vakuum klappt das auch wunderbar aber mit einem anderen Menschen entsteht auf einmal eine komplett unbekannte Variable. Jemanden die eigene Liebe zu gestehen ist wohl eine der härtesten Entscheidungen auf dieser Welt und ich denke mal jeder, der dazu schonmal die Ehre hatte hat sich jede auch nur mögliche Alternative ausgedacht.


Ich kann Menschen wunderbar einschätzen, besonders diejenigen, die ich erst neu kennenlerne aber sobald ich mich mit einem Menschen besonders verbunden fühle verblasst diese Fähigkeit bis hin zur völligen Verblendung. Eine Situation von außen als Beobachter zu betrachten ist großartig, denn wir fühlen uns wie ein allwissender Erzähler. Wir haben Kontrolle über die Situation und vor allem Entscheidungen beeinflussen uns nicht. Es ist beeindruckend, wie einfach es ist Ratschläge zu geben, wenn man sie selbst nicht befolgen muss, genau weil man dann nicht emotional an diese Entscheidung gebunden ist. Somit brauchen wir auch keine Angst vor den Konsequezen haben.


Ein weitere Faktor ist das Glücksspielautomatenprinzip. Am Anfang ist die Entscheidung einfach: entweder spielen oder nicht spielen. Wir entscheiden uns zu spielen und gewinnen ein paar Euro. Nun fällt es uns sehr einfach aufzuhören, weil unsere Investition sich rentiert hat und wir mit mehr Geld nach Hause gehen. Aber je mehr und mehr der Automat von unserem Geld frisst desto stärker hängen wir an dieser Falle, denn das ganze Geld was reinkommt muss ja auch irgendwann wieder rauskommen und desto schwerer ist es aufzuhören. Je mehr wir also von einer bestimmten Ressource investieren desto stäker sind wir damit verbunden und desto wahrscheinlicher ist es den Punkt zu verpassen, an dem man hätte aussteigen sollen.


Es lässt sich also auf folgende 3 Fragen vereinfachen:


Was kann passieren wenn ich eine Entscheidung treffe?

Was würde ich als Beobachter einem Freund in der Situation empfehlen?

Schadet es mir, wenn ich so weitermache wie bisher?


Dabei kann es manchmal wirklich viel einfacher sein sich einfach noch nicht zu entscheiden, weil mit der Zeit etwas passieren kann, was die Entscheidung einfacher macht. Wenn eine Entscheidung einen zwingt einen Brücke zu zerstören über die man später eigentlich noch laufen will, dann kann es durchaus sinnvoll sein die Brücke stehen zu lassen bis man einen besseren Weg gefunden hat. Natürlich nur, wenn man nicht zufällig von wütenden Barbaren verfolgt wird. Eines sollte dabei immer im Augenwinkel sein: Je mehr einem die Situation schadet desto schneller muss eine Entscheidung fallen.