Samstag, 6. Februar 2010

Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich?

Es ist nicht lange her, da starben viele viele Menschen durch ein Erdbeben in Haiti. Unzählige mehr verloren ihr Haus, ihr Hab und Gut, einfach alles, um ein normales Leben zu führen. Seitdem gibt es dort keine einfache Wasserversorgung mehr und die Lage ist sogar so brenzlich, dass um Nahrungsvorräte mit dem Leben gekämpft werden muss. Solche Katastrophen passieren leider immer wieder, wie der Tsunami vor ein paar Jahren oder wie die Flut 2002.


Ich hasse es immer und immer wieder die Nachrichtenberichte darüber zu sehen. Die weinenden und schreienden Menschen. Diese malerischen Bilder, die mir das Leid vieler Menschen mit ekelhafter Genauigkeit zeigen. In der Tat gucke ich deutlich weniger Nachrichten, wenn solche Katastrophen aktuell sind. Ich versuche sie einfach zu ignorieren, denn sie machen mich traurig. Wenn ich mir dann doch diese Bilder ansehe, dann stellen sich mir immer sofort folgende Fragen: Ist es möglich fröhlich zu sein in unserer Welt? Ist es ethisch vertretbar? Gibt es Anforderungen, die man an sich selbst stellen muss, damit es möglich ist?


Die Frage ist leider berechtigter, als sie im ersten Moment erscheinen mag. Es gibt Menschen in Afrika, die verhungern. Kleine Kinder, die schon früh an Krebs sterben müssen und unschuldige Menschen, die aus völlig unerfindlichen Gründen ermordert werden. Jedes einzelne Mal fühle ich mich dabei glücklich, dass es mir nicht so ergeht. Es ist genau jeder Gedanke, der mich immer wieder bei Laune hält, auch wenn ich mich besonders schlecht fühle. In meinem Job als Pokerspieler gibt es Situationen, bei denen man enorme Niederlagen kassieren muss und jedes mal, wenn das passiert, dann denke ich an meine großartigen Eltern, meine fantastischen Freunde und an das außergewöhnliche Glück, dass ich überhaupt die Möglichkeit hab ich zu sein.


Nehmen wir mal einen Arzt. Ich bewundere jeden einzelnen Arzt, der im Krankenhaus arbeitet, denn Tag für Tag sehen sie Leute sterben und wenn es ganz schlimm kommt, dann sogar durch ihr Verschulden. Sie können nicht immer richtig liegen und trotzdem müssen sie in der Lage sein damit umgehen zu können, wenn durch ihr Einwirken einige Menschen sterben werden. Wenn man dann aber betrachtet, wieviele Menschen durch jeden einzelnen Arzt gerettet werden, ist das ansich nicht mehr betrachtenswert. Und genauso sehe ich das auch mit meinem Leben. Ich weiß, dass ich viel mehr Gutes in diese Welt bringe, als ich jemals Schlechtes zufügen könnte und das macht es einfach für mich in dieser Welt zu leben. Ich habe für Haiti gespendet, weil ich es eine Schande finde in meiner Position nichts für diese Menschen zu tun, jedoch kann ich es nicht für alles und jeden tun. Aber ich bin froh, dass ich etwas tun kann. Ich gebe zu, dass ich es natürlich auch mache, um mich selbst etwas besser zu fühlen, aber ich finde, dass jeder das Recht dazu hat sich selbst gut zu fühlen, wenn man etwas Gutes getan hat.


Wie gesagt, ich kann die Welt nicht allein verbessern. Ich werde nicht in die Politik gehen oder auf der Straße mit Steinen demonstrieren, ich versuche die Welt durch meine eigene, positive Art zu verbessern. Ich bin mir hundert-prozentig sicher, dass diese Welt viel viel besser wäre, wenn sie nur aus Menschen, wie mir bestehen würde. Dabei bin ich sicherlich nicht großartig und ich gebe zu, dass ich mehr tun könnte, aber ich bin wirklich glücklich mit dem Umfang meines Beitrages an diese Welt und logischer Weise bin ich damit auch selbst glücklich.


Dabei vertrete ich natürlich nicht nur diese Weichspüleransicht, dass es allen einfach gut gehen sollte. Was mich zum Beispiel richtig wütend macht, sind die zahllosen Hartz 4 empfänger, die problemlos auf Staatskosten leben können oder die ganzen obdachlosen Drogenjunkies, die jeden verdammten Tag in der S-Bahn um Euros betteln. Ich weiß, dass ein kleiner Teil von denen leider unverschuldet in diese Position gekommen sind, aber 95 % haben es einfach verdient. Es ist überhaupt nicht schwer in unserer Gesellschaft mit ein bisschen Hingabe einen guten Job zu finden, der einen problemlos durch das Leben führen wird. Deswegen gebe ich Obdachlosen gerne etwas, wenn ich sehe, dass sie es wirklich verdienen. Die Motz verkaufen kann jeder. Einer alten Dame den Einkaufswagen zu holen, weil sie nicht so gut über das Eis gehen kann verdient meine 5 Euro ohne Frage.


Ich liebe ja diesen Satz: Was du nicht willst was man dir tue, das füg auch keinem Anderen zu. Es ist ein so einfaches Lebensmotto, aber es ist so verdammt schwer umzusetzen, weil es immer mindestens einen kleinen Teil von natürlichen Egoismus gibt, der ganz intuitiv unsere Handlungen beeinflusst. Bei Manchen ist dieser Teil leider viel zu groß, aber diese Menschen dürfen sich dann auch gerne mit mehr Leuten ihrer Sorte umgeben. Jedoch ich kann in den wichtigen Entscheidungen genau nach meinen Werten abwägen und somit liegt auch meine Handlung in diesem Rahmen. Es gilt für mich, wie ich es beim letzten Eintrag schon erwähnt habe: solange ich mich vor mir selbst rechtfertigen kann ist alles perfekt und somit habe ich auch keine Probleme damit, mich in dieser Welt fröhlich zu fühlen.


Es zählen nicht immer die großen Taten, die die Welt sofort besser machen. Es sind die kleinen stetigen Gesten, wie ein bisschen Aufmerksamkeit für jemanden, der gerade etwas Zuneigung braucht, ein bisschen Unterstützung für jemanden, der gerade etwas Hilfe brauch oder einfach nur ein ehrliches Lächeln, denn öfter, als man denkt, lächelt die Welt zurück.